Geschichte der Stadt

Seine erste urkundliche Erwähnung fand Pirmasens um 860 als „pirminiseusna“, eine dem Kloster Hornbach unterstehende Siedlung.

Der Name geht auf den Hl. Pirminiuszurück, den Gründer des Klosters Hornbach.

Der Landgraf Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt fühlte sich im Jagdschloss seines Großvaters in Pirmasens so wohl, dass er der Siedlung 1763 die Stadtrechte verlieh und seine Residenz hierher verlegte.

Er baute in Pirmasens eine Garnison auf, da er im elsässischen Buchsweiler keine bewaffneten Soldaten stationieren durfte. Die Stadt bekam eine Stadtmauer, ein Schloss, einen Exerzierplatz und die nach der im russischen Sankt Petersburg größte Exerzierhalle Europas.

Mit dem Tod des Landgrafen im Jahr 1790 wurde die Garnison aufgelöst und die kurze Blütezeit der Stadt war zu Ende.

1793 schlugen Preußen und Braunschweig die französische Moselarmee in der Schlacht bei Pirmasens. Dies konnte aber nicht verhindern, dass Pirmasens von 1793 bis 1815 zu Frankreich fiel. Danach kam die Stadt mit der übrigen Pfalz zu Bayern.



Aufbau der Schuhindustrie

Nach dem Tod des Landgrafen Ludwig IX. im Jahre 1790 waren 2400 in Pirmasens lebende Grenadiere und deren Familien ohne Beschäftigung. Aus der Not heraus fertigten sie aus Resten der Uniformen Schlabbe, einfache Schuhe. Die Familien zogen umher, um die gefertigten Schuhe zu verkaufen, während die Männer zuhause neue herstellten. Mit der Zeit erwarben sich die in Pirmasens hergestellten Schuhe einen guten Ruf und es entwickelte sich eine beachtliche Schuhindustrie. Da zur Herstellung der Schuhe Leder und Werkzeug, später Maschinen, Klebstoffe und Farben benötigt wurden, musste für diese Waren eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut werden. Damals entstanden Firmen wie Kömmerling als Lieferanten für die notwendige Schuhchemie.

Die zunehmende Industrialisierung im 19. Jahrhundert begünstigte den Aufbau von Großbetrieben; aus kleinen Familienbetrieben entstanden Schuhfabriken wie Neuffer, Rheinberger und die noch existierende Firma Peter Kaiser. Auch in der näheren Umgebung, wie z. B. in Waldfischbach oder Hauenstein entwickelten sich Großbetriebe wieMattill und Josef Seibel.

Industrialisierung und Veränderungen im 19. Jahrhundert

Ab 1876 schuf der deutsch-britische Ingenieur und Unternehmer Adolf Friedrich Lindemann mit der „Pirmasens Water Company“ ein modernes Trinkwassernetz. Im selben Jahr begann die jüdische Gemeinde damit, ihre Verstorbenen auf dem Alten Friedhof beizusetzen.

1880 ersetzte ein Neubau der Synagoge im Judengässel das alte Gebäude von 1780/1781.


Gründerzeit

Im Jahr 1905 holte der Stadtrat Otto Strobel aus Bayreuth und wählte diesen zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister. Strobel erkannte die Bedeutung der Schuhindustrie für die Gemeinde und sorgte für Schaffung einer besseren Infrastruktur. So veranlasste er 1907 den Bau eines Elektrizitätswerkes an derBiebermühle und 1911 die Einrichtung einer Filiale der Königliche Bayerischen Bank in der Stadt. Bis 1913 wurde die Biebermühlbahn Richtung Kaiserslauternvervollständigt. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs existierten in der Stadt Pirmasens 240 Schuhfabriken mit 14.000 Beschäftigten.

 

Weimarer Republik und Separatismus

Am 26. Januar 1918 gründeten auf Initiative Strobels einige Unternehmer der Stadt die Bauhilfe Pirmasens, um billigen Wohnraum für die Fabrikarbeiter zu schaffen.

Nach dem Ersten Weltkrieg waren die linksrheinischen Gebiete der Pfalz französisch besetzt. Vor diesem Hintergrund konnte sich die Idee entwickeln, die Pfalz endgültig von Bayern zu lösen. Allerdings fanden solche Autonomiebestrebungen keinen großen Anklang in der Bevölkerung.

 

Gedenktafel zum 12. Februar 1924

1923/24 versuchten pfälzische Separatisten, in Pirmasens dauerhaft Fuß zu fassen, scheiterten aber am 12. Februar 1924. Es kam zur gewaltsamen Stürmung des Bezirksamts, des Sitzes der separatistischen Stadtregierung durch Bürger und zu mehreren Todesopfern auf beiden Seiten. Die Gedenktafel ist in der Nazizeit entstanden, was sich in der Wortwahl niedergeschlagen hat. Gedacht wird nur der Opfer auf Seiten der Bürger. Sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von der Besatzungsmacht entfernt und in den 1960er Jahren nach einem umstrittenen Stadtratsbeschluss wieder aufgehängt, nachdem das Hakenkreuz entfernt worden war.

 

Jüdische Gemeinde und Nationalsozialismus in Pirmasens

In den zwanziger Jahren waren 800 der 40.000 Pirmasenser jüdischen Glaubens. Nachdem 1920 in München die NSDAP gegründet worden war, formierte sich 1922 eine Ortsgruppe in Pirmasens, die 1924 die größte der Pfalz war. Ortsgruppenleiter Richard Mann und Gauleiter Josef Bürckel aus Rodalben waren zumindest regional einflussreiche Parteifunktionäre. Mit dem „Eisenhammer“ wurde in Pirmasens ein nationalsozialistisches Kampfblatt verlegt.

Obwohl jüdische Verbände mehrfach Parteiveranstaltungen störten, konnten sie Wahlerfolge der Nazis nicht verhindern. Während sie bei den Reichstagswahlen im Mai 1924 insgesamt noch unter sechs Prozent blieben, stimmten 23 % der Pirmasenser und 26 % der Zweibrücker Wähler für die Nationalsozialistische Freiheitspartei, eine Ersatzorganisation der damals verbotenen NSDAP. Es etablierte sich in dieser Zeit ein zunehmend judenfeindliches Klima. Ab 1927 gab es im neuen Waldfriedhof einen jüdischen Teil, welcher den jüdischen Teil des Alten Friedhofs ersetzte. Joseph Goebbels sprach 1928 in Pirmasens, ebenso Julius Streicher, der Herausgeber des Hetzblattes „Der Stürmer“. 1929 marschierten NSDAP-Mitglieder mit Schildern wie „Die Juden sind unser Unglück“ durch die Straßen oder riefen „Juda verrecke“, ohne dass dagegen etwas unternommen wurde, wie der Synagogenrat in einem offenen Brief an die Bevölkerung kritisierte. 1930 stieg das Wahlergebnis in Pirmasens auf 38 %, 1933 auf 50 %. 1932 sprach Adolf Hitler auf einem Festplatz an der Winzler Straße vor 60.000 Menschen.

Im März 1933 kam es zu ersten Gewaltakten gegen Juden. So wurden die Schaufensterscheiben der Kaufhäuser Baer und Katz zerstört. Weitere Läden wie das Schuhgeschäft Dreyfus und der Kaufmannsladen Görlich nahmen Schaden. Während die NSDAP diese Taten zunächst öffentlich missbilligte, wurde am 1. April 1933 ein reichsweiter Boykott jüdischer Geschäfte, Praxen und Kanzleien erlassen. Die Bevölkerung wurde anfangs von aufmarschierten SA-Männern veranlasst, den Boykott zu beherzigen. Gauleiter Bürkel musste allerdings 1934 seine Parteifreunde ermahnen, ihre Frauen an den Boykott zu erinnern.

Zwischen 1933 und Januar 1936 verließen 67 jüdische Bewohner wegen des zunehmenden Drucks auf Juden in Deutschland Pirmasens, meist in Richtung USA, Frankreich oder Israel. 1937 wohnten noch 444 Juden in Pirmasens. Am 5. November 1938 fand der letzte Gottesdienst statt, vier Tage später wurden die Synagoge und viele jüdische Geschäfte und Wohnungen während der Novemberpogrome zerstört: In Anwesenheit der Kreisleitung wurden die Fenster aufgebrochen und das seit 1780 als jüdischer Betraum genutzte Gebäude mittels Benzin niedergebrannt. Die angerückte Feuerwehr schützte lediglich die Nachbargebäude. In derselben Nacht wurden alle männlichen Juden am Volksgarten zusammen getrieben und schließlich über die französische Grenze geschafft, jedoch von den dortigen Behörden zurückgeschickt. Daraufhin wurden 82 Juden ins Konzentrationslager Dachau transportiert und erst Wochen später wieder freigelassen. Eine Gedenktafel in der Synagogengasse erinnert heute an die Pogromnacht in Pirmasens.

1938 wurde auch die zwangsweise Übereignung jüdischer Geschäfte an Nichtjuden abgeschlossen, zumeist weit unter Wert, was oft den Ruin der Betroffenen bedeutete. Einige jüdische Pirmasenser wählten wegen des fortwährenden Unrechts den Freitod.

Als am 1. September 1939 die Pirmasenser evakuiert wurden, um den Krieg mit Frankreich vorzubereiten, waren noch 200 Juden dabei. Viele konnten nicht zurückkehren, sondern wurden in Vernichtungslager und Ghettos deportiert, wo sie meist ermordet wurden. Nur 65 kehrten im Sommer 1940 nochmals heim und wurden im Oktober ins Konzentrationslager Gurs verschleppt. Die meisten von ihnen starben schon auf dem Transport, in Gurs, oder später im Konzentrationslager Auschwitz.

82 jüdische Männer wurden während der Jahre 1933–1945 direkt aus Pirmasens in ein Konzentrationslager verschleppt. 116 Juden kamen in der Zeit von 1933 bis 1945 in der Stadt ums Leben.

Der jüdische Teil des Alten Friedhofs wurde in der NS-Zeit fast völlig zerstört; es sind lediglich 17 Grabsteine erhalten, ein Gedenkstein wurde errichtet.


Bombenangriffe und Ende des Zweiten Weltkriegs

Nach einem ersten alliierten Bombenangriff am 9. August 1944 gab es zahlreiche Todesopfer unter der Bevölkerung; der Angriff war nach Pirmasens umgeleitet worden, weil die Flugzeuge ihre ursprünglichen Ziele Stuttgart und München wegen der Wetterlage nicht erreichen konnten. Am 15. März 1945 folgte eine weitere Bombardierung mit der vollständigen Zerstörung der Innenstadt; eine Woche später, am 22. März 1945, marschierten amerikanische Truppen in das Stadtgebiet ein, wodurch der Zweite Weltkrieg für die Bevölkerung zu Ende war.

Pirmasens gehörte bis zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland zur Französischen Besatzungszone, allerdings war überwiegend US-Militär stationiert.


Die Schuhindustrie nach 1945

Als nach dem Zweiten Weltkrieg ein Großteil der Innenstadt nach zwei Luftangriffen zerstört war, wurden die Fabriken wieder aufgebaut und teilweise vergrößert. 1970 arbeiteten 22.000 Menschen in der Schuhindustrie. In den Jahren nach 1970 wurde die Produktion vieler Firmen ins Ausland verlagert, während die Modellentwicklung und Verwaltung in Pirmasens verblieb. Nach und nach jedoch mussten immer mehr Betriebe schließen, da die Produktion zunächst in Deutschland und später auch in Ländern wie Spanien und Portugal oder in Osteuropa durch die große Entfernung nicht mehr rentabel war.

Derzeit arbeiten noch etwa 1200 Personen für Schuhbetriebe, davon allein 500 bei Peter Kaiser. Auch der größte Arbeitgeber in der Stadt, die 1897 gegründete Firma Kömmerling (profine GmbH) entstand als Zulieferbetrieb für die Schuhindustrie. Eine der ehemaligen Schuhfabriken wurde in einen Gewerbepark Neuffer am Park umgewandelt; in einer weiteren (Bleiching) ist seit vielen Jahren ein Teil des Finanzamts untergebracht. Bei der ehemals größten Schuhfabrik Europas, Rheinberger, war der Umbauprozess zum Dienstleistungszentrum und Science-Center Dynamikum 2008 abgeschlossen.

 

Amerikanische Streitkräfte (1946–1997)

Die amerikanischen Streitkräfte belegten ab 1945 die von der Wehrmacht angelegte Kaserne auf der Husterhöhe. Die Husterhoeh Kaserne enthielt den Housing-Bereich „Bunker Hill“ (Wohnanlagen), die eigentliche Husterhöh-Kaserne, ein großer Gittermast für Richtfunk der US-Streitkräfte (Defense Message System Transition Hub), ein Army Airfield (Hubschrauberstützpunkt der Air Force) sowie etliche weitere Einrichtungen.

Rund um Pirmasens sowie im Landkreis Südwestpfalz gab es mehr als 20 Stollenanlagen, die im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht errichtet wurden und danach von der US Army zu Lagerzwecken verwendet wurden. In den Stollen wurden größtenteils sog. „C-Rationen“ sowie später „MREs“ (Meals Ready to Eat) gelagert, jedoch auch Sanitätsmaterialien sowie Fahrzeug-Ersatzteile. Im hinteren Bereich der Husterhöhe wurde in den 1980er-Jahren ein POMCUS-Depot (Prepositioning Of Materiel Configured in Unit Sets) errichtet, wo in vollklimatisierten Lagerhallen Panzer und sonstige Fahrzeuge für REFORGER-Truppen gelagert wurden. Diese Hallen wurden nach dem Abzug der US Army 1997 von der Bundeswehr übernommen, heute befindet sich dort das „Zentrale Langzeitlager Pirmasens“.

In der Kaserne wohnten oder arbeiteten um 1995 etwa 5.000 Amerikaner und Deutsche, nachdem von 1991 bis 1994 rund 10.000 Soldaten abgezogen worden waren[50]. Der Stützpunkt war Teil der Pirmasens Military Community (PMC). Im Jahr 1995 umfasste die PMC eine Fläche von 4.629 Acres (~1.875 Hektar) mit 17 Standorten, neben Pirmasens Böllenborn, Dahn, Fischbach bei Dahn, Höhmühlbach, Leimen,Lemberg, Merzalben, Münchweiler, Ruppertsweiler, Schmalenberg, Schopp, Spirkelbach und Wilgartswiesen. Die Community bot Wohnungen, Geschäfte, Schulen und sonstige unterstützende Einrichtungen für etwa 6.000 Amerikaner; insgesamt waren 1995 exakt 8.881 Amerikaner und Deutsche beschäftigt.

Nach dem fast vollständigen Abzug der Amerikaner aus Pirmasens erhielt der Bund im Jahr 1997 das Gelände zurück. 74 Hektar davon wurden im Rahmen eines Konversionsprojekts erschlossen und in einen Gewerbepark umgewandelt, was Kosten in Höhe von 31 Millionen Euro verursachte. Auch die Fachhochschule mit 500 Studenten zog im Jahr 2005 in die ehemalige Kaserne. Der gesamte Gewerbepark bietet (Stand 30. Juni 2007) 1395 Arbeitsplätze, verteilt auf rund 100 Firmen (2005: 1200 Arbeitsplätze). 2013 war die Zahl der Arbeitsplätze auf 2300 gestiegen.

 

Neuere Geschichte

1946 wurde Pirmasens Teil von Rheinland-Pfalz. Am 20. Oktober 1956 wird das vorher zur Gemeinde Lemberg gehörige Dorf Ruhbank nach einer Bürgerbefragung Teil der Stadt Pirmasens. Im Zuge der rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform wurden am 7. Juni 1969 die Gemeinden Erlenbrunn, Fehrbach, Hengsberg, Niedersimten und Winzeln eingemeindet, am 22. April 1972 die Gemeinden Gersbach und Windsberg.

Der Standort Pirmasens der Fachhochschule Kaiserslautern wurde 1989 gegründet. In der zum Dienstleistungszentrum Rheinberger umgebauten ehemaligen Schuhfabrik wurde im April 2008 das erste rheinland-pfälzische Science Center Dynamikum eröffnet.

 

Quelle: Wikipedia